Erstes Goetheanum

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Was ist Antroposphie?

© Josef Wassner Schifferstadt 2016/24

Anthroposophie ist ... ?

Wer ein wenig mit dem Werk Rudolf Steiners vertraut ist, kann erahnen, dass es auf die Frage "was Anthroposophie ist" keine definitorische Antwort geben kann, die dieser Welt- und Menschenanschauung gerecht würde. Eine Methode, sich in befriedigender Art und Weise einem solchen Feld zu nähern ist es, dieses immer wieder von anderen Seiten aus zu betrachten.

Was mit der Anthroposophie gewollt ist lässt sich nur nach und nach charakterisieren bzw. muss durch eigene Arbeit erst gefunden und erweitert werden. Hier sollen nur Anregungen und Hinweise für den Interessierten gegeben werden. Dieser kann dann diesen Anregungen selbst weiter nachgehen. Die verschiedenen Betrachtungsaspekte zu den einzelnen Themen können heute aufgefunden werden indem man z.B. in der Gesamtausgabe sucht (siehe Menüpunkt: "Verschiedenes" oben) und den Zitaten im Original nachgeht. Dies war ja der Grund für diese Internetseite, dass möglichst alle Dinge hier leicht zu finden sind.


Wichtige Lebensbereiche die durch Anthroposophie bereichert werden:

Derjenige, der eigene Erkenntnisse (Selbsterkenntnis...) sucht, wird sich mehr für den Erkenntnisweg der Anthroposophie interessieren, welcher ein zentraler, wesentlicher Teil der Anthroposophie ist.
Auf den verschiedenen Lebensfeldern hat Anthroposophie bereits viele Früchte dadurch hervorgebracht dass sich Menschen erkennend und tätig mit ihr verbunden haben: Als Beispiele kann man die anthroposophisch erweiterte Medizin (Heilkunde) die Arznei und Heilmittelherstellung (Weleda, Wala), die Pädagogik (Waldorfpädagogik), die Dreigliederung des sozialen Organismus, die biologisch-dynamische Landwirtschaft(Demeter), die Kunst(Eurhythmie...) sowie die Religion (Christengemeinschaft) und vieles mehr nennen.
Die durch R. Steiner gegebenen Anregungen umfassen einen großen Teil des menschlichen Lebens und dessen Erscheinungen. Sie sind erst zum Teil aufgenommen worden und es wird hier in Zukunft noch vieles zu tun sein, um diese Schätze zu heben. Heute, da die Schriften mehr oder weniger korrekt im Internet frei zur Verfügung stehen, kann jeder mit ihnen arbeiten. Unten finden Sie einige Zitate aus den verschiedenen Feldern, die einen Anhaltspunkt geben können, wie die Erkenntnisse geschildert werden und was von den Zuhörenden zum Verständnis beizutragen war. Die ersten Zitate sollen einen sehr kurzen Einblick geben. Die Aufgaben der Anthroposophie schildert das letzte Zitat aus den anthroposophischen Leitsätzen.


Ga 260a Seite 349

Anthroposophie ist ja imstande, neben der Erkenntnis des Menschen eine solche Einsicht in die Substanzen und Vorgänge der außermenschlichen Welt zu vermitteln, daß man zum Beispiel zeigen kann, wie eine Substanz dem Wuchern oder Verkümmern in der menschlichen Organisation entgegenarbeitet. An dem Beispiel der Kieselsäure wurde das erörtert. Auf die Stellung des Klinisch-therapeutischen Institutes wurde gedeutet, das von meiner lieben Mitarbeiterin Dr. I. Wegman in anthroposophischem Sinne so geleitet wird, daß dasselbe die uralte Angliederung der Heilkunst an die in Weltanschauung lebende Erkenntnis in einer neuen Form wieder angestrebt wird. In den Mysterien war diese Angliederung vorhanden; sie muß wieder erreicht werden. - So konnte im Weiteren gezeigt werden, wie aus der Anschauung des Krankseins das Heilmittel und Heilverfahren sich ergibt.


Frei nach Ga 257 Seite 104

Anthroposophie ist eine umfassende auf geistigem Boden stehende Bewegung, die sich nach den verschiedensten Seiten der größten Menschheitsideale, dem religiös-moralischen, dem künstlerischen und dem Erkenntnisideale offenbaren will.


Aus Ga: 259 Seite: 32

Anthroposophie ist unabhängig von jeder anthroposophischen Gesellschaft. Sie kann gefunden werden dadurch, daß Menschen aus dem Erwachen heraus, das sie aneinander erleben, sich zu Gemeinschaften verbinden; dann wollen sie aus spirituellen Gründen zusammenbleiben. Wenn wir anthroposophische Impulse in voller Klarheit in unsere Herzen gießen, werden wir auch aus dem gegenwärtigen Chaos herauskommen; sonst kommen wir immer tiefer in die Tragik dieses Chaos hinein. Zwei Menschengruppen in diesem Saale können sich nicht verstehen, aber beide wollen für Anthroposophie eintreten: das ergibt sich als die Realität des gegenwärtigen Zustandes. Da nun keine Möglichkeit sich gezeigt hat, die zwei Menschengruppen in der Anthroposophischen Gesellschaft zu einem gegenseitigen Verständnis zu bringen, bleibt nur die eine Lösung übrig: In getrennten Organisationen könnte jede Gruppe auf ihre Art weiterarbeiten. Man könnte sich dann gegenseitig gelten lassen, da man einander nicht mehr im Wege steht, und würde durch diese bloß organisatorische Trennung zur erstrebten Einheit und Brüderlichkeit gelangen können.


Anthroposophische Leitsätze als Anregungen vom Goetheanum ausgegeben (GA 26 Seite 14)

1. Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltenall führen möchte.

Sie tritt im Menschen als Herzens- und Gefühlsbedürfnis auf. Sie muß ihre Rechtfertigung dadurch finden, daß sie diesem Bedürfnisse Befriedigung gewähren kann. Anerkennen kann Anthroposophie nur derjenige, der in ihr findet, was er aus seinem Gemüte heraus suchen muß. Anthroposophen können daher nur Menschen sein, die gewisse Fragen über das Wesen des Menschen und die Welt so als Lebensnotwendigkeit empfinden, wie man Hunger und Durst empfindet.

2. Anthroposophie vermittelt Erkenntnisse, die auf geistige Art gewonnen werden.

Sie tut dies aber nur deswegen, weil das tägliche Leben und die auf Sinneswahrnehmung und Verstandestätigkeit gegründete Wissenschaft an eine Grenze des Lebensweges führen, an der das seelische Menschendasein ersterben müßte, wenn es diese Grenze nicht überschreiten könnte. Dieses tägliche Leben und diese Wissenschaft führen nicht so zur Grenze, daß an dieser stehengeblieben werden muß, sondern es eröffnet sich an dieser Grenze der Sinnesanschauung durch die menschliche Seele selbst der Ausblick in die geistige Welt.

3. Es gibt Menschen, die glauben, mit den Grenzen der Sinnesanschauung seien auch die Grenzen aller Einsicht gegeben.

Würden diese aufmerksam darauf sein, wie sie sich dieser Grenzen bewußt werden, so würden sie auch in diesem Bewußtsein die Fähigkeiten entdecken, die Grenzen zu überschreiten. Der Fisch schwimmt an die Grenze des Wassers; er muß zurück, weil ihm die physischen Organe fehlen, um außer dem Wasser zu leben. Der Mensch kommt an die Grenze der Sinnesanschauung; er kann erkennen, daß ihm auf dem Wege dahin die Seelenkräfte geworden sind, um seelisch in dem Elemente zu leben, das nicht von der Sinnesanschauung umspannt wird.

4. Der Mensch braucht zur Sicherheit in seinem Fühlen, zur kraftvollen Entfaltung seines Willens eine Erkenntnis der geistigen Welt.

Denn er kann die Größe, Schönheit, Weisheit der natürlichen Welt im größten Umfange empfinden: diese gibt ihm keine Antwort auf die Frage nach seinem eigenen Wesen. Dieses eigene Wesen hält die Stoffe und Kräfte der natürlichen Welt so lange in der lebend-regsamen Menschengestalt zusammen, bis der Mensch durch die Pforte des Todes schreitet. Dann übernimmt die Natur diese Gestalt. Sie kann dieselbe nicht zusammenhalten, sondern nur auseinandertreiben. Die große, schöne, weisheitsvolle Natur gibt wohl Antwort auf die Frage: wie wird die Menschengestalt aufgelöst, nicht aber, wie wird sie zusammengehalten. Kein theoretischer Einwand kann diese Frage aus der empfindenden Menschenseele, wenn diese sich nicht selbst betäuben will, auslöschen. Ihr Vorhandensein muß die Sehnsucht nach geistigen Wegen der Welterkenntnis unablässig in jeder Menschenseele, die wirklich wach ist, regsam erhalten.

5. Der Mensch braucht zur inneren Ruhe die Selbst-Erkenntnis im Geiste.

Er findet sich selbst in seinem Denken, Fühlen und Wollen. Er sieht, wie Denken, Fühlen und Wollen von dem natürlichen Menschenwesen abhängig sind. Sie müssen in ihren Entfaltungen der Gesundheit, Krankheit, Kräftigung und Schädigung des Körpers folgen. Jeder Schlaf löscht sie aus. Die gewöhnliche Lebenserfahrung weist die denkbar größte Abhängigkeit des menschlichen Geist-Erlebens vom Körper-Dasein auf. Da erwacht in dem Menschen das Bewußtsein, daß in dieser gewöhnlichen Lebenserfahrung die Selbst-Erkenntnis verloren gegangen sein könne. Es entsteht zunächst die bange Frage: ob es eine über die gewöhnliche Lebenserfahrung hinausgehende Selbst-Erkenntnis und damit die Gewißheit über ein wahres Selbst geben könne? Anthroposophie will auf der Grundlage sicherer Geist-Erfahrung die Antwort auf diese Frage geben. Sie stützt sich dabei nicht auf ein Meinen oder Glauben, sondern auf ein Erleben im Geiste, das in seiner Wesenheit so sicher ist wie das Erleben im Körper.