Erstes Goetheanum

anthroposophisches.de

Anthroposophische Zusammenarbeit

© Josef Wassner Schifferstadt 2016/24

Anthroposophische Arbeit und Gemeinschaftsbildung

In der Auseinandersetzung mit anthroposophischen Themen entsteht auf natürliche Weise der Wunsch, sich auf diesem Felde zum gemeinsamen Arbeiten zusammenzuschließen. Es gibt bei solchen Zusammenschlüssen sicher viele Momente welche den Teilnehmern große Befriedigung, ja eine gewisse Beseligung verschaffen, weil man seine Ansichten über Welt und Mensch erweitert erlebt. Daneben ist mitunter zu bemerken, dass man sich innerhalb dieser Gemeinschaften schwertut, miteinander in befriedigender Weise zusammenzuwirken. Oft wird das Bewusstsein der gemachten Fortschritte der gelungenen Momente in der Zusammenarbeit zu wenig aufrechterhalten. Es scheint daher so, dass die Momente, die weniger glücklich sind oder bei denen wir uns schwertun, überwiegen. Dieses haften an den negativen Erlebnissen beziehungsweise die zu geringe Pflege der gemachten Erfahrungen ist für die Aufgabe der Anthroposophie und den Einzelnen nicht förderlich. Dadurch wird nicht nur innerlich etwas verändert, sondern auch äußerlich.

Vielleicht führten solche Dinge nicht nur in den 20ger Jahren des vorigen Jahrundert zu einer Schwächung der Anthroposophischen Bewegung und machten neben anderem (siehe unten) die Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Weihnachtstagung nötig. Für die Zukunft hoffe ich, dass wir die anthroposophische Arbeit gemeinsam mit allen Beteiligten so gestalten können, dass sich für den einzelnen Menschen und die Menschheit die möglichst größte Bereicherung auf allen Lebensfeldern ergibt.

Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft und der Wiederaufbau des Goetheanum.

Aus Ga 260a Seite 78

Durch die Weihnachtstagung soll bewirkt werden, dass Anthroposophie und Anthroposophische Gesellschaft immer mehr zusammenwachsen. Das kann nicht geschehen, wenn die Saat weiter blüht, die dadurch ausgestreut worden ist, daß man immer wieder zwischen «Rechtgläubigkeit» und «Ketzerei» innerhalb des Kreises derer unterschied, die sich in der Anthroposophischen Gesellschaft zusammengefunden haben. Man muß vor allem wissen, was in dieser Richtung Anthroposophie als geistige Haltung möglich macht.

Sie besteht nicht in einer Summe von Meinungen, welche die «Anthroposophen» haben müssen. Es sollte unter den Anthroposophen gar nicht das Wort aufkommen: «Wir glauben dies; wir weisen jenes zurück.» So etwas kann sich als die naturgemäße Folge des anthroposophischen Wirkens ergeben; als Programm darf es nirgends zur Geltung gebracht werden.

Es kann nur das Urteil geben: «Anthroposophie ist da; sie ist erarbeitet worden; ich trete dafür ein, daß in der Welt das Erarbeitete bekannt werde.» Daß ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht zwischen den beiden hier angeführten Urteilen besteht, das wird in Anthroposophenkreisen noch viel zu wenig empfunden.

Sonst könnte man nicht immer wieder sogar den grotesken Ausspruch hören: «Die Anthroposophische Gesellschaft glaubt dies oder jenes.» Ein solcher Ausspruch hat in Wirklichkeit gar keinen Inhalt.

Daß man dieses empfinde, darauf kommt es an. Wollte man etwa herumfragen, um über Anthroposophie klar zu werden: was für eine Meinung oder Lebenshaltung hat der oder jener, der in der Anthroposophischen Gesellschaft als Mitglied eingeschrieben ist, so würde man einen ganz falschen Weg einschlagen, um zu dem Wesen der Anthroposophie zu kommen. Dennoch wirken viele tätig sein wollende Mitglieder so, daß diese Frage immer wieder auftauchen muß.

Es sollte aber nur die Meinung entstehen: Da gibt es in der Welt Anthroposophie; die Anthroposophische Gesellschaft gibt Gelegenheit, sie kennen zu lernen. Jeder, der neu in diese Gesellschaft eintritt, sollte das Gefühl haben: ich trete ein, lediglich um Anthroposophie kennen zu lernen.