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Ist Anthroposophie wissenschaftlich?

© Josef Wassner Schifferstadt 2016/24

Betrachtungen zur Wissenschaftlichkeit der Anthroposophie

Viele Fragen lassen sich an die Betrachtungen, ob Anthroposophie wissenschaftlich ist, anschließen. Dafür, ob die Anthroposophie eine Förderung für die Menschen und ihre Kultur ist, scheint die Frage nach ihrer Wissenschaftlichkeit zunächst nicht so wichtig zu sein.

Warum legt man heute so großen Wert auf Wissenschaftlichkeit in der Geisteswissenschaft (Anthroposophie)? Diese Darstellung will den Leser nicht durch Beweise dazu zwingen, etwas für wahr hinzunehmen (auch nicht zur Annahme, dass Anthroposophie wissenschaftlich sei), sondern sie möchte einige Hinweise darauf geben, warum die Menschheit in unserer Zeit eine "wirkliche" Wissenschaft des Geistigen sehr nötig hat. Anthroposophie möchte den Bedürfnissen der Menschheit nach einer erneuerten Geistigkeit auf allen Gebieten entgegenkommen. Der folgend Link führt zu einer Vortragsreihe, die die Frage der Wissenschaftlichkeit unter dem Titel:Anthroposophie eine Erweiterung der Wissenschaft? Erörtert. Für mehr naturwissenschaftlich Orientierte.

Die Gestaltung dieser Seite ist für mich eine besondere Herausforderung, weil man oft die Forderung verspürt, dass nach den ersten ... Zeilen eine umfassende Ansicht der Sache vorliegen muss. Man ahnt, dass so vieles beleuchtet werden sollte und dass die Wahl des Einstiegs in das Thema schon entscheidend für das ist, was folgen kann. Momentan scheint es mir am Besten, mit einer Beschreibung der wissenschaftlichen Methode zu beginnen, die für die geisteswissenschaftlichen Tatsachen angemessen ist. Damit soll gezeigt werden, auf welche Weise das geisteswissenschaftliche Urteil entsteht. Es wird von Rudolf Steiner immer wieder betont, dass man die einmal gefundenen Tatsachen ohne hellseherische Fähigkeiten durch den gesunden Menschenverstand verstehen kann, wenn man bereit ist, alles zurate zu ziehen.


Nun widmen wir uns der Frage: Wie gewinnt man ein angemessenes geisteswissenschaftliches Urteil? (Ga 257 Seite 36 bis 40)

[Ich möchte] heute zunächst einiges vorbringen über die Bildung eines geisteswissenschaftlichen Urteils überhaupt, ich meine eines solchen Urteils, das eine geisteswissenschaftliche Wahrheit aussprechen will. Es berührt einen immer sehr eigentümlich, wenn man merkt, wie wenig Gefühl vorhanden ist für den Ernst, mit dem geisteswissenschaftliche Wahrheiten ausgesprochen werden. Für das Aussprechen irgendeines Urteils innerhalb der alltäglichen Welt, die man durch seine Sinne beobachtet, da gilt es, dieses Urteil durch Beobachtung oder Logik in einem bestimmten Zeitpunkte seines Lebens zu gewinnen. Und es ist voll berechtigt, wenn man durch Beobachtung und Logik ein solches Urteil über Dinge der sinnlichen oder der geschichtlichen Außenwelt gewonnen hat. Beim Geisteswissenschaftlichen kann es eigentlich so nicht sein. Da genügt es nicht, einmal sich der Bildung eines Urteils unterzogen zu haben, sondern da ist wesentlich ein anderes notwendig. Da ist notwendig dasjenige, was ich die zweimalige Umschmelzung des Urteils nennen möchte. Und diese Umschmelzung geschieht in der Regel nicht nach kurzen Zeiträumen, sondern meistens nach langen Zeiträumen. Man faßt irgendein Urteil nach den gewöhnlichen Methoden, die Sie ja kennen aus meiner Darstellung in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» oder aus dem zweiten Teil meiner «Geheimwissenschaft»; man gelangt, sage ich, durch solche Methoden zu irgendeinem Urteil über geistige Vorgänge oder geistige Wesenheiten. Man hat jetzt eigentlich die Verpflichtung, dieses Urteil zunächst bei sich selbst zu behalten, es nicht auszusprechen. Ja man hat sogar die innere Verpflichtung, dieses Urteil vor sich selbst so zu behandeln, daß man es zunächst als eine bloße Tatsache hinnimmt und ihm weder mit Zustimmung noch mit Ablehnung entgegenkommt. Dann wird man nach einiger Zeit, vielleicht nach Jahren erst, dazu kommen, in dem eigenen Seelenleben die erste Umschmelzung dieses Urteils vorzunehmen, es zu vertiefen, ja es in vieler Beziehung zu verwandeln. Es wird dieses Urteil, selbst wenn es inhaltlich dasselbe bleibt nach dieser Umschmelzung, eine andere Nuance von innerem Anteil, von innerer ihm zuerteilter Wärme zum Beispiel, annehmen. Es wird unter allen Umständen nach dieser ersten Umschmelzung sich in anderer Weise als beim ersten Fassen in das Seelenleben einverleiben, und man wird nach dieser ersten Umschmelzung das Gefühl haben: Du hast dich selber in einer gewissen Weise von dem Urteil getrennt. - Wenn es zu der ersten Umschmelzung Jahre dauert, so kann man ja auch nicht immerfort dieses Urteil in seiner Seele weiterwälzen. Dieses Urteil geht natürlich ins Unbewußte hinunter. Dieses Urteil führt unabhängig von dem Ich ein eigenes Leben. Das ist notwendig. Solch ein Urteil muß unabhängig von dem eigenen Ich ein selbständiges Leben führen. Man muß gewissermaßen ein solches Urteil leben lassen, ohne daß man dabei ist. Dadurch schmilzt man aus dem Urteil die Egoität heraus. Man übergibt es demjenigen, was in einem selber objektiv ist, während beim ersten Beobachten und bei dem ersten logischen Zusammenstellen des Urteils eben die Egoität, das eigene Ich, immer mitwirkt und mitspielt. Und dann, wenn das Urteil zum ersten Male - wie gesagt, vielleicht nach Jahren - umgeschmolzen ist, dann wird man merken: Dieses Urteil kommt wieder, kommt einem aus den Seelentiefen so zu, wie irgendeine Tatsache der Außenwelt. Man hat es in der Zwischenzeit verloren gehabt, man findet es wieder. Man findet es wieder so, daß es einem jetzt sagt: Du hast mich unvollkommen, du hast mich vorerst vielleicht irrtümlich gefällt; ich habe mich selber richtiggestellt. - Dieses Urteil wird der wahre Geisteswissenschafter suchen, dieses Urteil, das sein eigenes Leben in der menschlichen Seele entfaltet. Geduld, viel Geduld gehört zu einem solchen Umschmelzen des Urteils, denn, wie gesagt, es ist oftmals erst nach Jahren möglich, diese Umschmelzung herbeizuführen, und die Gewissenhaftigkeit, die bei der Geisteswissenschaft entfaltet werden muß, die verlangt eben durchaus, daß man nicht sich sprechen läßt, sondern daß man die Dinge sprechen läßt.

Aber nun, meine lieben Freunde, wenn man ein Urteil also umgeschmolzen hat, dann erlangt man gerade diesem umgeschmolzenen, ich möchte sagen, aus der Objektivität wieder an einen herantretenden Urteile gegenüber das starke Gefühl: Man ist mit diesem Urteil, trotzdem man es sich objektiv hat wiedergeben lassen, dennoch in sich. Und noch immer kann es durchaus so sein, daß man sich durchaus außerstande fühlt, ein solches Urteil über eine geisteswissenschaftliche Angelegenheit schon abzugeben. Denn man hat eben die Aufgabe, die Dinge sprechen zu lassen und nicht sich sprechen zu lassen. Daher wartet man auf die zweite Umschmelzung des Urteils, bis zu der es unter Umständen wiederum Jahre dauern kann. So daß man also nach der zweiten Umschmelzung des Urteils eine dritte Gestalt des Urteils hat. Da wird man einen bedeutsamen Unterschied merken zwischen dem, was vorgeht in dem Zeitraum zwischen der ersten Fassung des Urteils und der ersten Umschmelzung, und zwischen der ersten Umschmelzung und der zweiten Umschmelzung. Man wird nämlich merken, daß man in einer verhältnismäßig leichten Weise zwischen dem ersten Fassen und der ersten Umschmelzung das Urteil wiederum in das Gedächtnis heraufbringen konnte. Zwischen der ersten Umschmelzung und der zweiten Umschmelzung hat man die größte Mühe, das Urteil wieder in Erinnerung zu bringen, denn es geht in tiefe, tiefe Seelenuntergründe hinunter, in Seelenuntergründe, in die ein zunächst an der Außenwelt leicht geschürztes Urteil gar nicht hinuntergeht. Ein so umgeschmolzenes Urteil geht in tiefe Seelenuntergründe hinunter, und da lernt man erst kennen, wenn man dann ein solches Urteil zwischen der ersten Umschmelzung heraufbringen will in die Seele, wie es oft eines Ringens bedarf, um ein solches Urteil ins Gedächtnis zu rufen. Unter dem Urteile meine ich jetzt die Anschauung der ganzen Tatsache, wenn es sich auf eine geisteswissenschaftliche Tatsache bezieht. Und dann, wenn man das Urteil in der dritten Gestalt bekommt, dann weiß man, dieses Urteil ist bei der Sache oder bei dem Vorgang gewesen, auf den es sich bezieht oder auf die es sich bezieht. Das Urteil zwischen dem ersten Fassen und der ersten Umschmelzung ist noch bei einem selbst geblieben, aber zwischen dem ersten und zweiten Umschmelzen ist das Urteil untergetaucht in die objektiv geistige Tatsache oder die objektiv geistige Wesenheit, und man merkt: die Sache selber gibt einem mit dieser dritten Gestalt das Urteil, das eben eine Anschauung ist, zurück. Und jetzt erst fühlt man sich eigentlich gegenüber den geisteswissenschaftlichen Tatsachen berufen, Mitteilung von der Anschauung beziehungsweise dem Urteile zu machen. Mitteilung macht man erst dann, wenn man diese zweifache Umschmelzung vollzogen hat und dadurch die Gewißheit erhalten hat, daß dasjenige, was man erst angeschaut hat in der ersten Fassung, durch die Seele selber den Weg genommen hat zu den Tatsachen, zu den Dingen hin und von diesen wiederum zurückgekommen ist. Ja, ein Urteil, das abgegeben wird in gültiger Weise auf geisteswissenschaftlichem Gebiete, ein solches Urteil hat man erst geschickt zu den Tatsachen oder Wesenheiten, über die es sprechen will

[... Man kann aus der Fassung (des Urteils d.h. wenn man diesen Weg gegangen ist)] selber erkennen, daß das Wesentliche, der eigentliche Beweis in dieser zweimaligen Umschmelzung des Urteils liegt. [Andere werden entgegnen ...], das sei eine Behauptung, das sei kein Beweis.

Ja, ein anderer Beweis als das Erleben, aber das gewissenhafte Erleben nach zweimaliger Umschmelzung des Urteils, ein anderer Beweis kann für Geistiges nicht aufgezeigt werden. Denn das Beweisen des Geistigen besteht in einem Erleben.

Das Begreifen nicht. Das Begreifen ist dem gesunden Menschenverstande nach einer hinlänglichen Darstellung überall zugänglich. Aber diese hinlängliche Darstellung muß die Möglichkeit geben, aus der Fassung der Sache eben dem gesunden Menschenverstande alle Anhaltspunkte zu liefern, damit er aus dieser Art der Darstellung sich überzeugen kann, daß durch das «Wie» des gegebenen Urteils seine Wahrheit verbürgt ist.


Gibt es einen anthroposophischen Wissenschaftsbegriff? (Aus Ga 257 Fortsetzung Seite 40)

[...] Es macht immer einen höchst eigentümlichen Eindruck, wenn Leute kommen und sagen: Geisteswissenschaftliche Wahrheiten sollen in derselben Weise bewiesen werden, wie etwa Behauptungen über äußerlich sinnliche Tatsachen. Menschen, die dies fordern, kennen eben noch gar nicht den Unterschied zwischen dem, was eine Anschauung auf dem geistigen Gebiet ist, und demjenigen, was eine Anschauung auf dem Sinnes- oder gewöhnlichen historischen Gebiete ist. Derjenige, welcher Anthroposophie kennenlernt, wird bemerken, wie die einzelne Wahrheit, die vertreten wird, sich in den Zusammenhang der ganzen Anthroposophie hineinstellt. Und er wird einfach in demjenigen, das er im Zusammenhang kennengelernt hat, eine Bekräftigung einer neuen Wahrheit finden, die er hört. Und wiederum: die neue Wahrheit wird zurückwirken auf dasjenige, was er schon gehört hat. Und so ist mit Anthroposophie bekannt werden ein fortwährendes Wachsen in der Überzeugung von der Wahrheit der Anthroposophie. Von einer mathematischen Wahrheit kann man im Augenblick überzeugt sein, aber sie hat deshalb auch kein Leben. Das Anthroposophische ist Leben, daher ist auch die Überzeugung nicht in einem Augenblick abgeschlossen, das heißt, sie lebt, sie vergrößert sich fortwährend. Ich möchte sagen, die anthroposophische Überzeugung ist zunächst ein Baby, wo man noch ganz unsicher ist, wo man fast nur einen Glauben hat oder nur einen Glauben hat; dann wächst sich diese Überzeugung, indem man immer mehr und mehr kennenlernt, allmählich auch immer sicherer und sicherer aus. Dieses Auswachsen der anthroposophischen Überzeugung ist eben ein Zeuge von ihrer inneren Lebendigkeit.

Und auch daran muß man erkennen, wie man nicht nur anderes empfindet und denkt auf anthroposophischem Felde als auf andern heute gebräuchlichen Gebieten, sondern wie man anders denken muß, anders empfinden, anders fühlen, anders gestimmt sein muß als auf andern Gebieten. In diesem Anders-Gestimmtsein liegt das Wesentliche des Verständnisses für Anthroposophie, und von diesem Gestimmtsein aus kann Anthroposophie, ich möchte sagen, ihre Kreise ziehen in die verschiedensten Gebiete des Lebens.

Das werden vor allen Dingen diejenigen zu berücksichtigen haben, die sich zum Beispiel als Wissenschafter in die anthroposophische Bewegung hineinbegeben haben. Als solche Wissenschafter sollten sie nicht nur anstreben, ein anderes Weltenbild zu entwerfen, als dasjenige ist, welches die sogenannte äußere Wissenschaft anstrebt, sondern sie sollten sich klar sein, daß sie vor allen Dingen das anthroposophische Gestimmtsein und innerlich Lebendigsein in die verschiedensten Wissenschaften hineinzutragen haben. Dann würden sie viel weniger in Polemik gegen die andern Wissenschaften geraten als vielmehr in ein Ausgestalten desjenigen an den andern Wissenschaften, was eben ohne Anthroposophie nicht ausgestaltet werden kann. Ich muß dies betonen in einer Zeit, in der wir in einer Krise der Anthroposophischen Gesellschaft leben, in einer Krise, die nicht zum wenigsten herbeigeführt wird durch das Verhalten wissenschaftlicher Kreise innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft. [...]

Auf anthroposophischem Felde muß völlige Unabhängigkeit herrschen, nicht etwa irgendein Opportunismus und am wenigsten eine Kameraderie in dem Sinne, wie es sonst vielfach in der Behandlung von wissenschaftlichen Fragen sogar der Fall ist.


Etwas zur Trennung von Medizin, Religion und Wissenschaft) Aus Ga 34 Seite 164

Anmerkung: (Es folgt eine Betrachtung der heute übliche Trennung von Religion und Erkenntnis, diese wird man vielleicht bei eigenen Überlegungen als durchaus positiv bewerten. Durch eine umfassende und lebensvolle Betrachtung wird man möglicherweise selbst das im folgenden Beschriebene bemerken können.)

In älteren Zeiten waren die Pfleger der Wissenschaft auch die Führer des religiösen Lebens. In ihnen war die volle Eintracht von Glauben und Wissen, Religion und Erkenntnis verkörpert. Heute hat sich ein Teil der Wissenschaft von dem Glauben losgelöst. Und die beiden gehen getrennte Wege. Dadurch ist aber der Mißklang in die menschlichen Seelen gebracht worden. Und zwar vielfach gerade in diejenigen, welche es mit der Wahrheit am strengsten nehmen. [...] Unzählige nehmen den Mißton schon in den Kindesjahren in sich auf. Eine Erklärung der Welt müssen sie durch die Religionslehre aufnehmen; eine andere durch die Naturlehre. Beide stehen für sie in Widerspruch; und sie nehmen den Bruch in ihrer Seele mit ins spätere Leben als Quell eines traurigen inneren Schicksals, oder - was wohl noch schlimmer ist - als Gleichgültigkeit gegenüber den geistigen Lebensgütern. Vielleicht ahnen sie dann gar nicht einmal, was ihnen in höherem Sinne verloren gegangen ist.
Und nicht zum wenigsten sind diejenigen ergriffen von Zweifel und Unsicherheit, welche durch ihre Fähigkeiten und ihre Schulung zu Führern berufen sind im geistigen Leben. Das ist nur natürlich; denn gerade sie können sich dem Siegeszuge des wissenschaftlichen Zweifels am wenigsten entziehen. Und so geht von ihnen keine Kraft und Wirkung auf das geistige Leben der anderen über.


GA 73a Seite 24 ANTHROPOSOPHIE UND GEGENWÄRTIGE WISSENSCHAFTEN

... Wenn heute von der Außenwelt oftmals geurteilt wird, wenn auch in oberflächlicher Weise, daß man es in alle dem, was hier vorgetragen wird durch die Geistesströmung, deren Repräsentant das Goetheanum ist, zu tun habe auf der einen Seite mit Sektiererei, auf der anderen Seite mit wissenschaftlichem Dilettantismus, so sollen diese Vorträge wenigstens zum Teil darauf aufmerksam machen, dass beides gegenüber dem hier Vorgebrachten ein großer Irrtum ist. Weder wird hier wissenschaftlicher Dilettantismus getrieben noch religiöse Sektiererei.

Dafür sollte schon ein Beweis sein, dass sich in diesen Wochen hier ein Kreis ernst strebender Ärzte zusammengefunden hat, und dass sich ihnen angeschlossen hat ein kleiner Kreis von solchen Persönlichkeiten, die geneigt sind, Brücken zu schlagen von der ärztlichen Wissenschaft zu anderen Zweigen des Lebens. Dieser Kreis hat sich hier zusammengeschlossen aus der Empfindung heraus, dass so etwas wie das medizinische Leben heute einer wirklichen Neubefruchtung bedarf; er hat sich zusammengeschlossen zu dem Ziele, zu dieser neuen Befruchtung Anregungen zu empfangen und Anregungen zu geben. Das, was hier gegenwärtig, ich will nicht sagen als ein medizinischer Kursus abgehalten wird, aber als ein Kursus für Ärzte, das schließt wohl in sich, dass es sich handelt um ernstes Streben, um ernstes Wollen gegenüber den großen Aufgaben unserer Zeit. Dieser Kursus schließt sich ja an zwei Kurse an, die von mir im Zusammenhang mit der Waldorfschule in Stuttgart bereits gehalten worden sind über eine notwendige neue Grundlegung der physikalischen Wissenschaften. Alles das wird schon einmal auch für diejenigen, die heute nach oberflächlicher Beurteilung die vorhin angedeutete Meinung aussprechen, genügend Beweis sein, dass hier gesehen wird auf die großen, ernsten Aufgaben der Zeit, und dass von dem, was diese ernsten, großen Aufgaben diktieren, gesucht wird nach dem, was als Einschlag in die Geisteskultur und damit in die ganze Kultur der Gegenwart und der nächsten Zukunft notwendig ist.

Nach diesen kurzen Streiflichtern muss ich Sie zunächst auf ihre eigene Arbeit verweisen.